Schluss jetzt!

6
Aug
2009

Tag 8 - 10

den quatsch mit den tagen sollte ich demnächst lassen - irgendwie ist das ganze ein bisschen unfruchtbar weil ich nicht jeden tag zum schreiben komme und ergo immer tagebündel bilden muss, die das ganze konzeot kaputtmachen.

nach dem gestrigen abendessen mit kolleginnen kam ich gegen 23.00 heim, habe geduscht und dann erstmal den patch heruntergeladen und mich direkt ein bisschen deswegen geärgert - das unreflektierte, komplett unhinterfragte störte mich, denn ich habe mir die gesamte woche mit verabredungen, sport und kino vollgestopft, so dass ich eigentlich keine zeit habe. haben sollte. haben dürfte. und trotzdem fickt mich die sucht in solchen momenten so unangenehm überraschend. ja, ich hab kurz reingeguckt wie die neue katzenform am druiden aussieht (niedlich), was die anderen so machen (kollosseum oder die neue 5er instanz, whatelse) - und dann habe ich ausgeloggt und eine spaßige dokumentation über sexuell verwahrloste jugendliche angesehen. hey, verwahrlosen, das kann ich ja auch...

beim fernsehen und sich vom nachtwind durchs geöffnete fenster bewehen lassen, fiel mir dann auf, dass ich noch nie darüber nachgedacht habe, wie es denn nun so konkret weitergehen soll. weiterspielen will ich - aber keinesfalls so wie bisher. gemütlich und ohne zwang hin und wieder einloggen, ein bisschen twinken, aber definitiv kein raiden - aber funktioniert das auf dem alten server? verstecke ich mich durch einen trans nicht und gehe das risiko ein, schrittchenweise in die nächste suchtwelle zu torkeln?

am meisten geärgert habe ich mich über die gedanken selbst: was bringt es mir, das spielen merklich eingeschränkt zu haben, aber mental immernoch fest an das ingamegeschehen gekettet zu sein? klar habe ich mir gestern über meinen filetstückchen vom grill im abendlicht gedacht: haha, die anderen hardmoden gerade oder jammern über den neuen patch und ich sitze mit den lieblingskolleginnen im innenhof eines schnuckeligen restaurants und lästere über nichtanwesende kollegen...das ändert ab nichts daran, dass meine entwöhnung bisher nur komparativ funktioniert und das spielgeschehen immernoch extrem präsent ist, was mich doch erheblich ärgert.

3
Aug
2009

Tag 3 - 7

schön und schwierig wars an den letzten tagen, zwischen dem 30ten und dem 2ten habe ich den imac komplett ausgeschaltet gelassen, stattdessen viel gelesen, mit dem liebsten das kino gestürmt, mich viel im museum herumgetrieben und mir zur belohnung einen dicken fetten apfelkuchen gebacken: na also, geht doch.

gestern abend dann zum raid doch online zu kommen fühlte sich recht seltsam an, dummerweise fiel auch yogg saron in der 25er version, allgemeine hochstimmung in der gilde, freudiges geschrei und ich habe gemerkt, wie wenig das ganze jetzt schon mit mir zu tun hat. das fremdfühlen geht relativ schnell, ist ernüchternd und gleichzeitig sehr heilsam und wohltuend - es macht es mir immer leichter, nicht mehr regelmäßig einzuloggen. und generell bleibt ja immernoch die frage, ob ich wirklich ganz und komplett aufhören möchte, ob ich den server wechsele und noch einmal neu und sehr, sehr casual anfange, aber vermutlich wird die zeit auch das zeigen.

onlinezeit an allen tagen: 6 stunden
gefühle beim onlinesein: fremd
socialising: kino, museum, käffchen trinken
gelesen: brandeins, sarah kuttners mängelexemplar & ein bisschen im letzten band artemis fowl (örks, ist das buch bedauerlich schlecht...)

29
Jul
2009

Tag 2

wenig zu erzählen - ausser dass mir eine zunehmend unterkühlte luft entgegenschlägt. whispers fragen: warum meldest du dich denn so zickig für die nächsten 3 raidtermine ab? andere raten, mich doch mit der gildenleitung wegen des von mir abgesagten raids endlich auszusprechen (süß, dass man sich gar keine andere problemlage vorstellen kann, sondern probleme sofort wow-probleme sein müssen), damit wieder alles wie früher wird - dabei will ich das ja eigentlich gar nicht. natürlich regt sich hier und da ein kleiner neidstachel, wenn ich bemerke, wie unglaublich schnell man aus dem inneren kreis herausrutscht und wie beleidigt das system reagiert, wenn man ihm nicht die oberste priorität einräumt. für mich ist es im moment eigentlich das beste, was passieren kann: in die ernüchternde selbstdiagnose platzen nun jeden abend kleine geschehnisse und eindrücke, die mir nur umso deutlicher zeigen, wie austauschbar und flüchtig dieses wir ist. und gleichzeitig lockt immer lauter ein stimmchen, das sagt: du kannst das wieder einrenken. meld dich einfach wieder regelmäßig an, nimm den seit samstag brachliegenden mailkontakt wieder auf, schau wieder im ts rein - und alles wird wieder wie früher.

onlinezeit: cir. 4 stunden (auch wenn es nach fahler rechtfertigung klingt: nur auf einem twink, den keiner kennt, ergo incognito und komplett vom grünen geschehen abgekoppelt. fühlt sich ein bisschen wie eine ersatzdroge an, aber so ganz ohne geht im moment noch nicht)
gefühle: befreit, sicher, neidisch
wow-affine-surfzeit: cir. 30 minuten
gelesen: ung. anderthalb stunden sarah kuttner "mängelexemplar"

28
Jul
2009

Tag 1

gestern abend direkt und spontan telefonisch den raid abgesagt - fühlt sich super an und ich habe den schuldgefühlen während des abendessens im schnuckelig begrünten innenhof auch nur ein ganz klitzekleines bisschen raum gegeben, alles in allem war es defintiv richtig. gegen 21.30 dann heimgekommen und doch noch fix online gegangen um zu schauen, welcherart der soziale wellengang ist - von betontem schweigen über herzliche begrüßung war soweit alles drin, die rl schwieg eisig, die lieben sagen hallo, so what.

habe dann zwei stunden auf der ersatzbank gehockt und mich bestätigt und gut gefühlt, weil das gewarte so ausgesprochen dämlich und langweilig war -23.30 ausgeloggt und zufrieden zum duschen sowie anschliessendem fernsehen gehuscht und mal wieder das erfreulich gute spielfilmprogramm genossen.

tagesbilanz:
onlinezeit: 2 stunden
gefühle beim onlinesein: gelangweilt und stumpf
wow-affine-surfzeit im büro: 1 stunde
socialising: abendessen mit dem liebsten
gelesen: rund 100 seiten "karlmann"

27
Jul
2009

Ich bin süchtig

samstag abend, nach einem völlig verkorksten ulduar-1oer-run stand ich kurz mit einer zigarette auf dem balkon und hatte den radikalsten, heftigsten und ernüchterndsten aha-moment meines lebens.

es ist samstag abend, wohlige 25 grad, vor dem balkon steht ein häufchen konzertbesucher, die letzten spätaufbrecher haben sich soweit aufgehübscht um sich ins nachtleben zu schmeissen - und ich stehe genervt, müde und frustriert im schwarzen zuhausekleidchen vollkommen abseits. mit jedem zug an der zigarette wurde mir klarer, dass dieses abseits einhundrtprozentig selbstgemacht ist, dass ich mich selbst in diese wehleidige position geschoben und einfach viel zu lange vollkommen absurde prioritäten in meinem leben geduldet habe.

steven johnson schreibt hier sehr schön, dass es das dunkle geheimnis von computerspielen sei, wieviel zeit man sich ärgernd mit ihnen verbringe - word! ich hocke mitten im sommer, in einer zeit in der man abends am rhein, im open air kino oder auf dem balkon einer guten freundin sitzen und sich sommerlich und jung und glücklich fühlen sollte, daheim vorm rechner und quäle mich mit neun leuten, denen ich und die mir eigentlich vollkommen egal sind, durch irgendwelche pixel... ja, ich weiss, dass das johnson-zitat komplett aus dem kontext gerissen ist und auch eigentlich etwas anderes meint, aber trotzdem ist es so, dass ich seit mindestens einem viertel jahr keine rechte freude mehr an wow habe. ich logge ein, weils eben zu einem abend nach der arbeit dazugehört und nicht, weil ich noch sonderlich viel spaß hätte. ja, aber die vielen tollen leute und freunde, die man online hat und die auf dich warten - mag vielleicht der eine oder andere dagegenhalten. klar, man loggt ein und der bildschirm wird komplett grün und rosa - alle sagen hallöchen, fragen ob man dies oder jenes mitmacht, insistieren wegen eienr raidanmeldung oder bitten zum plausch ins ts - und dann? dann vergammelt man einen weiteren abend in diesem unsäglichen spiel, tratscht und klatscht, farmt nebenbei ein paar heros oder einen titel und fühlt sich dazugehörig. ja, man gehört dazu - zu einer gemeinschaft von menschen, mit denen dich nichts anderes verbindet als der umstand, dass du an einem verdammten samstag nichts besseres zu tun hast, als deinen scheisschar zu optimieren oder einen pixelhaufen umzuhauen.

deine freunde haben vielleicht am donnerstag oder freitag angerufen und gefragt, ob du am samstag nicht dieses oder jenes machen möchtest - und du hast abgeiwegelt, irgendetwas von einem faulen wochenende und erholung gemurmelt. und natürlich verstehen deine freunde das und geben sich mit einem kurzen telefonat zufrieden - bleibt nur die frage, wie lange noch. wie lange rufen sie noch an und fragen, wie lange kommen noch einladungen, liebevolle mails und wie lange hält eine freundschaft das aus? die flüchtigeren beziehungen sind längst zerbröselt, die weniger innigen bindungen haben den konkurrenzkampf gegen deinen raid verloren - die kollegin, mit der du seit jahren sonntags ins kino gehst und vorher bei pizza und bionade die woche revue passieren lässt, tut das eben jetzt mit jemand anderem. der freund, mit dem du samstags um die häuser ziehst, geht jetzt mit anderen leuten tanzen und wenn dein partner dich sonntag morgens beim frühstücken fragt: gehst du samstags gar nicht mehr aus?, dann wirst du aggressiv und ein stückchen zu laut - weil du weisst, dass er recht hat. weil du weisst, dass du die bekannten und kollegen verstehst, die irgendwann resignierend aufgegeben haben, dich an einem sonntag oder montag oder dienstag oder donnerstag zu irgendetwas überreden zu können.

und das alles prasselte dann am samstag auf mich ein und verdichtete sich schlagartig zu der erkenntnis, dass es so nicht weitergehen kann und darf. dass sich in diesem sommer entscheidet, ob du noch einmal die kurve kriegst oder im winter allein vor deinem plätzchenteller hockst und nur eine handvoll neujahrsgrüße bekommst.

die erkenntnis ist keine besonders schöne, besonders weil sie sich so tief in deinen alltag vergraben und verwurzelt hat. früher hast du relaxt auf dem sofa gelegen und das spielfilmprogramm ab 22.00 konzentriert verfolgt - heute läuft der fernseher im rücken und liefert hörspiele, denen du nicht folgen kannst. beim einkaufen habe ich mich neulich dabei ertappt, wie völlig anders ich einkaufe, seit ich in einer raidgilde bin - in den 5 oder 10 minuten pipipause wird fix heisses wasser auf einen becher thainudeln gekippt, dazu einen pudding oder eine brezel, hauptsache möglichst pret a manger. das kinoprogramm geht an dir vorüber - früher bist du mindestens ein, manchmal zwei mal pro woche mit freunden in den neustarts der woche gewesen (was mir schmerzlich auffiel, als ich den trailer für den neuen harry potter gesehen habe, den ich noch vor einem direviertel jahr direkt am donnerstag mit b. gesehen hätte. jetzt ist es mir beinahe unangenehm mich dort zu melden und nachzufragen, ob wir nicht mal wieder....?)

vielleicht halte ich mich momentan noch auf einem gemäßigten suchtniveau auf: meine wohnung ist immernoch gut in schuss, ich verfette nicht und verfüge zumindest noch über so viel freundeskreis, dass wenn ich mich denn am wochenende mal entschliesse, nicht durchzuzocken, noch genügend leute da sind, die sich freuen etwas mit mir zu machen. trotzdem kann dieser umstand nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich seit einem halben jahr keinen sport mehr mache, deutlich weniger lese als früher (da kam nämlich jeden freitag ein amazonpäckchen fürs wochenende) und extremes cocooning betreibe.

die frage nach dem wofür kann man kaum wirklich ausblenden - auch wenn ich sie schwer beantworten kann. aber gehts wirklich nur um das best-in-slot-item an jedem platz? gehts darum sich dazugehörig zu fühlen? vermutlich eher letzteres, auch wenn paradox erscheint, eine intakte soziale nische, in der man integriert ist und gemocht wird, für eine andere aufzugeben. zumal beide definitiv nicht als gleichwertig zu betrachten sind: deine fl kommt wahrscheinlich eher selten auf die idee, dich spontan mit kuchen zu überfallen oder dich mal auf den flughafen zu fahren.

und nun steht natürlich eine entscheidung im raum. reicht es, die wow-zeit drastisch zu reduzieren oder wäre das wie der alkoholiker, der sich nur noch am wochenende mit einem gläschen wein belohnen will? wie detailliert begründe ich meinen komplettabschied, wenn ich ein weinerliches und hundertmal von doch-wieder-rückkehrern gelesenen "rl geht vor!"-posting vermeiden will, weil sie so erbärmlich und totschlägerig in ihrer argumentation sind? wie oft muss ich morgens in den spiegel schauen und zu meinem noch verschlafenen ich sagen: du bist wow-süchtig?
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